* von Werner Walter
REPORT nimmt sich dem Rechtsextremismus an...
Am Montag, den 20. März 2000, nahm sich das Politik-Magazin REPORT in der ARD (Bayerischer Rundfunk, BR) dem wichtigen Thema "Rechtsextreme in der UFOlogie" an. Immer mehr Menschen sind in einer komplizierter und abstrakter werdenden modernen Welt offen für einfache Botschaften, "dies machen sich jetzt auch Rechtsextremisten und Antisemiten zunutze und treten als UFOlogen getarnt auf die Eso-Bühne und hetzen gegen alles was jüdisch und demokratisch ist. Und sie finden sogar Menschen, die ihnen glauben - Menschen die entweder bis zum Abwinken naiv sind oder antisemitisch bis zum Anschlag". Als Einstieg in den Filmbeitrag wird ein kleiner Ausschnitt aus dem Video "UFO-Geheimnisse des dritten Reichs" gezeigt, in welchem dargelegt ist, das jüdische Geheimlogen, die sogenannten Illuminaten, die beiden Weltkriege finanzierten und gewannen und die Nazis Kontakte zu außerirdischen Übermenschen hatten. Diese Weltverschwörungsphantasien sind für entsprechende Autoren ein Geschäft und "für die Gesellschaft eine schleichende Gefahr".
Der UFO-Kongress in Düsseldorf [wohl einer unter der Schirmherrschaft
des Magazin 2000 und seines Chefredakteurs Michael Hesemann, der von seinen
Anhängern als "Galilei Galileo der Moderne" abgefeiert wird und als
"Deutschlands führender UFO-Experte" gilt] ist ein Ort, "an dem sich
die Szene trifft, hier werden Geschäfte gemacht" und hierher kommt
auch der kamerascheue Jan van Helsing alias Jan Udo Holey, dessen beiden
Erstlingswerke "Geheimgesellschaften" (I & II) verboten wurden und
auf dem Index stehen während im einschlägigen Buchhandel sie
nach wie vor unter der Theke in Kopierform wie warme Semmeln weggehen,
wie ein Test der verantwortlichen BR-Redaktion bewies. Darin enthalten
die Namen von angeblichen
Welt-Verschwörern, lebenden wie toten - auch aus höchsten
Kreisen deutscher Presse, Wissenschaft und Politik. Holey wörtlich:
"Was wir brauchen ist eine Ursachenbehandlung. Wenn wir also diese Jungs
erschießen, schrauben wir zwar das Birnchen raus, aber das Problem
ist deswegen noch lange nicht beseitigt..."
Als weiteres Beispiel werden die "weit-verbreiteten Erlebnisse" mit einer Art "Super-Arier" aus dem All von Rainer Feistle (ehemals übrigens ein ganz "harmloser" UFO-Entführter) eingebracht, der zusammen mit Holey das Buch "Unternehmen Aldebaran" im Ewert-Verlag herausbrachte. Darin Zeichnungen von Nazi-UFOs und Fotos angeblicher Nazi-Flugscheiben neben deutschen Panzern. Germanen aus dem All? Soweit ging noch nicht einmal Hitler. Mit versteckter Kamera dreht das BR-Team ein Insider-Treffen mit Feistle-Fans in einem Cafe, die eine klare politische Botschaft bekommen haben: Seit 1945 wird Deutschland von Marionetten reagiert und das Sagen hat eine fremde Macht, der amerikanische Staat macht hier die Politik. Was Feistle schrieb, "ist ganz klar" und die Fans haben es mal wieder verinnerlicht. Solche Gedanken und Ideen wirken dann hauptsächlich bei isoliert lebenden Menschen die schon Kontakt zu anderen, höheren Bewußtseinsdimensionen, Geistwesen oder Außerirdischen haben. Diese Personen reichern ihre Botschaften, die sie von dort bekommen, "mit diesem Material an und um sie herum entstehen kleine Zirkel und Gruppierungen, die sich vernetzen und so entsteht ein Netzwerk in dieser Gesellschaft, das von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird, aber höchst wirksam ist", führte dazu Bernhard Wolf als Weltanschauungsbeauftragter der Evang.-lutherischen Landeskirche Bayern aus.
Und ein neuer Name taucht am Horizont dieser "Bewegung"´ auf, der "Medienmann" Jo Conrad haut in etwa in die selbe Kerbe wie Holey und Feistle, um mit Versatzstücken aus der Esoterik die Botschaft esoterischer Polit-Propaganda in Vorträgen oder einem Buch namens "Zusammenhänge" rüberzubringen. Der Gott der Christen und Juden sei ein außerirdisches Monster namens "Draco" und die deutsche Armee sei vor 1939 gar keine Angriffs-Streitmacht gewesen und das sie Angriffskriege durchführte sei schlicht naiv zu glauben... Die Besucherin einer seiner Vorträge: "Man muß offen sein für solche Dinge, das ist das wichtigste im Leben." Conrad hat sogar im Bremischen Kabelnetz eine eigene Talkshow im sogenannten "Offenen Kanal" namens LIFT. Wachstumbranche Nazi-Esoterik - leider bisher von den großen Nachrichtenmedien wie eine "Geheimsache" behandelt, hier aber recht ordentlich aufgearbeitet. Damit bekam ein Teil der UFOlogie zusätzlich einen schlechten Ruf weg, ganz zu recht. Möglich ist dies alles nur, weil gerade auch in Deutschland die UFOlogie von der Esoterik "befruchtet" ist, die wiederum ganz konkrete Wurzeln hat.
Buchtipp: Lesen Sie dazu das Knaur-Taschenbuch "Kulte, Führer, Lichtgestalten: Esoterik als Mittel rechtsradikaler Propaganda" von Klaus Bellmund und Kaarel Siniveer aus dem Jahr 1997 (ISBN 3-426-80085-3; DM 16,90).