Israel, der Koran und die Endzeit
* von Roland M. Horn
„Und nach ihm sprachen wir zu den
Kindern Israels: ,Wohnet in dem Lande, und wenn die Zeit der zweiten Verheißung
kommt, dann werden Wir euch hinzubringen, als eine Schar gesammelt“ (aus den
verschiedenen Völkern).“ (Aus dem
Koran).[1]
Der Koran verheißt dem Volk Israel
Palästina
Als ich in dem Buch Israel von
Muhammad Zia Abbas gelesen habe, dass im Koran, dem heiligen Buch der Moslems,
die Wiederherstellung Israels vorausgesagt wird, traf mich das wie ein
Donnerschlag. Dass in der Bibel diese Prophezeiung, die bekanntlich in
Erfüllung gegangen ist (!), gemacht wurde, ist nicht verwunderlich, ist doch
das Alte Testament das heilige Buch der Juden.
Doch dass diese Prophezeiung im Koran zu finden ist, der von ihrem
größten und letzten Propheten Mohammed niedergeschrieben wurde? Berufen sich
diejenigen Moslems, die den Staat Israel auslöschen wollen – als prominentestes
Beispiel sei der gegenwärtige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad genannt –
nicht auch auf den Koran? Wie können sie dann diese deutliche Aussage
ignorieren?
Abbas druckt die
Textstelle aus dem Koran bereits auf der Titelseite seines Buches ab. Es
handelt sich bei diesem Zitat um eine Zusammenstellung des Verses nach
verschiedenen Übersetzungen und lautet (von mir) ins Deutsche übersetzt:
„Und wir sagten zu
den Kindern Israels nach ihm (Moses): Wohnet in dem Land (Israel); denn wenn
die letzte Verheißung kommt, werden wir dich bringen als eine Ansammlung
(Nation) gesammelt (aus den verschiedenen Nationen).“
Abbas zitiert
diesen Vers aus mehreren Koran-Übersetzungen, von denen wir an dieser Stelle
uns nur einige herausgreifen wollen:
„Und wir sagten zu den Kindern Israels nach
ihm: Wohnet in dem Lande; doch wenn die Verheißung des Jenseits[2] geschieht, werden Wir
euch bringen als eine Volksmenge gesammelt aus verschiedenen Nationen.“ (nach
Pickthal).
„Und wir sagten
nachher zu den Kindern Israels, Geh, um in dem Land zu wohnen. Wenn die letzte
Prophezeiung geschieht, werden wir euch alle als eine Gruppe herbeirufen.“
(nach Rashad).
„Wir sagten den
Israeliten nach diesem zu siedeln in dem Land, bis unsere zweite Verheißung
wahr werden wird. Wir würden dann alle zusammen sammeln (an dem Tag des
Gerichtsurteils
[3]).“ (nach Sarwar).
„Und nach ihm sagten Wir zu den Kindern
Israels, Wohnet Ihr in dem verheißenen Land; und wenn die Verheißung der
letzten Tage kommt, werden Wir euch zusammen bringen aus den verschiedenen
Völkern.“ (nach Sher Ali). [4]
Dass mit dem manchmal auftauchenden „und wir sagten zu ihm“ Moses gemeint ist, geht aus den
Textstellen vor diesem Vers hervor.
Es fällt auf, dass in manchen Textstellen vom „Jenseits“ die Rede ist
und in anderen von einer zukünftigen Verheißung. Das Wort, das der Übersetzung
„Jenseits“ zugrunde liegt, ist in Englisch „the hearafter“. „Hereafter“ alleine
kann aber auch mit „hiernach“ oder „in Zukunft“ übersetzt werden. Geht man von
letzterem aus, passt die Übersetzung, die anscheinend vom einem „Jenseits“
spricht, zu den anderen, die von einer „zukünftiger Verheißung“ ausgehen.
Offensichtlich scheint es im Arabischen (das ich nicht beherrsche) einen
ähnlichen Übersetzungsspielraum zu geben, denn auch in der mir vorliegenden
deutschsprachigen Übersetzung nach Henning heißt es:
„Und Wir sprachen
nach seiner Vernichtung[5]
zu den Kindern Israels: ,Bewohnet das Land, und wenn die Verheißung des
Jenseits eintrifft, dann werden Wir euch herbeibringen in buntem Haufen.“[6]
Der Vers scheint
aber so keinen rechten Sinn zu ergeben – das Wort „Jenseits“ wirkt hier wie ein
Fremdkörper.
Schließlich stieß ich auf eine deutsche Übersetzung, die den logischen
und auch von Abbas erarbeiteten Wortlaut wiedergibt. Es war die
Heyne-Übersetzung. Hier heißt es:
„Und nach ihm sprachen wir zu
den Kindern Israels; Wohnet in dem Lande, und wenn die Zeit der zweiten
Verheißung kommt, dann werden Wir euch hinzubringen, als eine Schar gesammelt
(aus den verschiedenen Völkern).“ (s. einleitendes Zitat)
In der Fußnote wird betont, dass mit dem „Land“ „Palästina“ gemeint
ist.
Es muss zwingend davon ausgegangen werden, dass nach dem Koran Allah
den Kindern Israels, also den heutigen Israelis, das Land Israel bzw. Palästina
verheißen hat und dass der Koran gleichzeitig die Sammlung der Juden im Land
Israel vorausgesagt hat!
Aber diese Sache muss doch noch anderen aufgefallen sein? Also suchte
ich im Internet und stieß auf die Seite http://wort-des-kreuzes.de[7].
Die Betreiber der Seite scheinen eher christlich-fundamentalistisch orientiert
zu sein, doch für uns ist wichtig, dass auch hier auf den Koran, Sure 17,104
verwiesen wird, heißt der Artikel doch „Der Koran verheißt den Juden das Land
Israel“ und als Untertitel ist zu lesen „…und nicht den Moslems“. Als Quelle
des Artikels wird Israel today genannt.
Es handelt sich dabei um eine leicht gekürzte Version jenes Artikels. Darin
geht es um eine Erklärung von Dr. Nissim Dana, der eine Untersuchung bezüglich
der Beziehungen zwischen den Juden und dem Land Israel im Koran veröffentlicht
hatte. Dana sagt:
„Im Koran steht nirgendwo geschrieben, dass Eretz Israel [das heißt
„Das Land Israel“, d. A.] den Moslems verheißen wurde. Im Gegenteil, trotz der
judenfeindlichen Verse des Korans, gibt der Koran zweifellos nur den Juden das
Recht auf Israel.“
Dana zitiert neben dem von uns analysierten Vers, noch zwei weitere
Stellen, in denen das jüdische Erbrecht auf Israel bestätigt würde, die aber
nach meiner Ansicht nicht die gleiche Aussagekraft wie die eben besprochene
Textstelle besitzen, da sie sich nur auf die Vergangenheit beziehen und in
ihnen nicht deutlich von einer Verheißung die Rede ist, die auch für die
Zukunft gilt: Ich zitiere sie aus dem Heyne-Koran:
„Und wie Moses zu seinem Volke sprach: ,Oh mein Volk, besinnt euch auf
Allahs Huld gegen euch, als Er aus Eurer Mitte Propheten erweckte und euch zu
Königen machte und euch gab, was er keinem anderen (Volke) auf der Erde
gegeben.
Oh, mein Volk, betretet das Heilige Land, das Allah für euch bestimmt
hat, und kehret nicht den Rücken, denn dann werdet ihr als Verdammte zurückkehren.’“[8]
Die zweite Stelle lautet:
„Und Wir gaben dem Volk, das für zu schwach galt, die östlichen Teile
des Landes zum Erbe und die westlichen Teile dazu, die Wir gesegnet hatten. Und
das gnadenvolle Wort deines Herrn ward erfüllt an den Kindern Israels, weil sie
standhaft geblieben waren; und Wir zerstörten alles, was Pharao und sein Volk
geschaffen und was zu hohen Bauten sie erbaut hatten.“[9]
Zu dem in der Stelle vorkommenden Wort „Volk“ wird angemerkt, dass es
sich dabei um das ,Volk Moses’ handele, und zu „Landes“ wird „Palästina“ in der
Fußnote genannt.
Dr. Dana wurde gefragt, wo sich die projüdischen Verse im Koran
verstecken würden und antwortete:
„Die geistlichen Führer des Islam, die den Text im Koran kennen, gehen
davon aus, dass die Mehrheit den Koran nicht liest und daher die ,koranischen
Verheißungsverse an die Kinder Israels’ gar nicht kennt. Bei einem Test in den
Straßen Jerusalems konnte mir keiner der vierzehn befragten Palästinenser
(Moslems) die ,Koranischen Verheißungen für das Volk der Juden nennen, Nicht
ein einziger Moslem in Jerusalem hat diese Verse gekannt!“
Zwei Brüder sagten nach dem Text auf der genannten Internetseite: ,Palästina
gehört den Moslems und nicht den Juden, das steht so im Koran.’ Allerdings
konnte keiner sagen, an welchen Stellen im Koran dies gesagt würde, und nach
dem Autor des Artikels komme dies auch in keiner der 114 Suren im Koran vor.
In dem Artikel heißt es weiter, dass der arabische Knessetabgeordnete
und Parteichef Abdulmalick Dahamshi, der auch Mitglied des obersten Komitees
der Islamischen Bewegung ist, Dr. Dana das Recht absprach, den Koran zu lehren.
Dieser sei ein Unwissender und in diesem Zusammenhang fiel sogar der Begriff
„Lügner“. Dahamshi sagte weiter:
„Zu jener Zeit hat es immer ein Volk gegeben, das Allah treu war,
damals waren es die Juden, und deswegen wurden sie gesegnet. Aber nachdem die
Juden den geraden Weg verlassen hatten, hat Allah sie verlassen und heute sind
wir Allahs treue Nachfolger.“
Allerdings konnte er keine Stelle im Koran finden, die zeigte, dass
Palästina/Eretz Israel den Moslems verheißen wurde.
Der Islam und die Wiederkunft Jesu
Christi
Dies erinnert an die Haltung vieler Christen, die sagen, Israel sei früher Gottes Volk gewesen, doch nach
dem die Juden Jesus Christus gekreuzigt hätten, seien sie verworfen worden und
die christliche Kirche sei an deren Stelle getreten. Die katholische Kirche und
die Zeugen Jehovas machen keinen Hehl daraus, dass sie diese Berufung jeweils
auf die eigene Kirche bzw. Gemeinschaft beziehen. Innerhalb der evangelischen
Kirche gibt es hier unterschiedliche Standpunkte. Sowohl Dahamshi als auch die
genannten christlichen Gemeinschaften verkennen, dass in ihren jeweils als
heilig angesehenen Büchern dem Volk Israel auch für die Zukunft das Land, um
das es hier geht, verheißen wurde. Auch in der Bibel wurde die Verheißung
niemals zurückgezogen. Und das wundersame ist, dass Prophezeiungen aus der
Bibel und dem Koran, nach denen Israel wieder in sein Land einziehen würde,
eintrafen. In diesem Zusammenhang wird, wie wir sahen, von einer „Endzeit“ oder
einer „Zeit der zweiten Verheißung“
bzw. der „letzten Verheißung“
gesprochen. Auch Muhammed Zia Abbas – von Hause aus Schiit – betont, dass der
Begriff „letzte Verheißung“ auf die Endzeit bezogen ist. Er schreibt, dass für
jene Zeit das Auftreten von Haurat Isa (der Messias der Juden) und dem Imam
Mehdi (oder Mahdi) des Islam, den er mit dem Elia der Bibel gleichsetzt (!)
vorausgesagt wird, was bedeute, dass diese Welt mit dem Beginn des Jüngsten
Gerichts, das heißt für Abbas mit dem Tag, an dem die gesamte Erde zerstört
wird, zu Ende sein würde. Abbas lässt überraschendes verlauten: Er sagt, dass
Christen und Moslems sich darüber einig seien, dass Jesus der Messias sei, der
in der Endzeit erscheinen sollte.
Dies klingt auf den ersten Blick erstaunlich, doch in der Wikipedia
findet sich tatsächlich ein Hinweis auf Jesus als Messias:
„Im Koran erhielt nur Isa
(d.h. Jesus von Nazareth) den Titel Mahdi bzw. Messias. (Z. B. Sure
3:44-49, 4:170-174) Die Mehrheit der Sunniten[10]
setzt ihn daher auch mit dem erwarteten Mahdi gleich, andere lehnen dies ab.“[11]
Und ausgerechnet der bereits erwähnte iranische Staatschef Mahmud
Ahmadinedschad, ein Schiit, der leider auch ein großer Feind des Staates
Israels ist und den Holocaust als „Mythos“ bezeichnet, sagte einst im Rahmen
eines Neujahrsgrußes an die Christen:
„Alles, was ich sagen möchte, ist dass das Ende der Mühsal und Gefahr
eines Tages [...] kommen wird und – so Gott will – Jesus zusammen mit dem
Auftauchen des Nachkommen des heiligen Propheten des Islams, Iman Mahdi, zurück
zur Erde kommen wird und jede Nuance von Unterdrückung, Pein und Qual aus dem
Angesicht der Welt wegputzen wird.“[12]
Es ist klar, dass die grundsätzlichen Einstellungen Ahmadinedschad
gegenüber den Juden und insbesondere dem Staat Israel aufs Allerschärfste zu
verurteilen sind. Schließlich bezeichnet er den Holocaust als „Mythos“ und
reiht sich so in die Fraktion der Holocaust-Leugner ein. Weiter hat er die
Verheißung des Landes Palästina/Eretz Israel auch durch den Propheten des
Islams, Mohammed, nicht erkannt, sondern ruft im Gegenteil zur Auslöschung des
Staates Israel auf.
Doch in diesem einen Punkt,
in dem es um die zukünftige Rolle Jesu nach dem Koran geht, bestätigt
Ahmadinedschad Abbas, wodurch deutlich wird, dass die Aussage Abbas’ genauer
ist als die Passage in der Wikipedia.
Bei den Juden gäbe es, wenn wir Abbas weiter folgen, keine klare
Festlegung darüber, wer der Messias sein würde. Ebenso wie die Juden glaubten
sie aber, dass eine Person, die „Imam Mahdi“ genannt wird, kurz vor der Ankunft
des Messias erscheinen würde. Entgegen dem Wikipedia-Auszug setzt Abbas also
Mahdi nicht mit dem Messias, sondern mit dessen Vorläufer gleich.
Nach Abbas stimmten die Schiiten mit den Juden und Christen darin
überein, dass Elia und Jesus am Ende der Welt wieder erscheinen werden, um
gegen alles Böse in der Welt zu kämpfen, so dass das Böse schließlich zerstört
würde.
Die Schiiten stimmen, wenn wir Abbas folgen, mit den Juden und Christen
auch darin überein, dass Iman Mahdi nur ein anderer Name für Elia ist, der nach
der Bibel kurz vor der Wiederkunft Jesu Christi auf der Erde erscheinen soll.
Der Imam Mahdi, dessen Name nach dem Glauben der Schiiten und Sunniten
Mohammed ist, soll – und auch das bestätigt die Wikipedia – bereits geboren
sein und sich im Verborgenen aufhalten, um kurz vor dem Wiedererscheinen Jesu
in der Welt in Erscheinung zu treten.
Eine Übersetzung der Sure 17,104 habe ich mir bis jetzt aufgespart. Es
ist die Übersetzung von Khan, in der es heißt:
„Und wir sagten zu den Kindern Israel nach ihm: Wohnet in dem Land,
wenn die endgültige und letzte Verheißung nahe kommt [Das heißt der Tag der
Auferstehung oder der Niederkunft Christi [,Iesa’ (Jesus), Sohn der Maryam
(Maria) auf die Erde]. Wir werden euch alle zusammen bringen als eine gemischte
Ansammlung (aus den verschiedenen Nationen)“.[13]
Der „Heilige Krieg“ – nach dem Koran
hat heute niemand das Recht, ihn auszurufen
Interessantes weiß Abbas auch über den Dschihad bzw., Jihad, den so
genannten heiligen Krieg der Moslems zu berichten. Er schreibt, dass es in der
Zeit des Propheten Mohammed strikt verboten gewesen sei, ohne ausdrückliche
Erlaubnis durch den Propheten, Schwerter gegen andere zu erheben. Alle Kriege
und Kämpfe durften nur durch ihn, den Führer aller Moslems, ausgerufen werden.
Heute gäbe es allerdings niemanden mehr, der von allen Moslems akzeptiert
würde. Erst der Imam Mahdi würde den Islam wieder vereinigen und erst dann
würde er nach Mohammed der erste sein, der diesen Anspruch erheben könne.
Diesen hätte unter den derzeit zersplitterten moslemischen Gruppen, von denen
die Schiiten und die Sunniten nur die größten sind, niemand. So seien heutige
einzelne Moslems oder moslemische Organisationen, die zum heiligen Krieg
ausriefen, gar nicht dazu befugt!
In diesem Zusammenhang weist Abbas auch darauf hin, dass
Selbstmordattentäter fehlgeleitet seien (und benutzt in diesem Zusammenhang
sogar den Begriff „Hirnwäsche“), denn sie interpretierten den Dschihad falsch.
Es handele sich keinesfalls um einen Dschihad, wenn Selbstmordattentäter
Unschuldige töteten. In Wirklichkeit würde nach dem Islam, auf jene, die derart
unmenschliche Aktionen ausführten, die Hölle und nicht das Paradies warten, so
Abbas. Die wahre Schuld gibt Abbas Terror-Organisationen, wie Al-Khaida, und
Terroristen, wie Osama bin Laden, die der Welt ein falsches Bild vom Islam
vermitteln. Sie würden ihn als eine Religion des Terrorismus erscheinen lassen,
während er in Wirklichkeit eine Religion des Friedens sei.
Christen und Moslems dürften nach dem
Koran Freunde sein
Abbas erwähnt auch eine Stelle im Koran, der nach der Heyne-Übersetzung
folgendermaßen lautet:
„Oh, die ihr glaubt! Nehmet nicht die Juden und Christen zu Freunden.
Sie sind Freunde gegeneinander. Und wer von euch sie zu Freunden nimmt, der
gehört fürwahr zu ihnen. Wahrlich, Allah weist nicht dem Volk der Ungerechten
den Weg.“[14]
Dieser Vers macht nach Abbas klar, dass Juden und Christen nicht
Freunde der Moslems im Islam sein könnten, doch andererseits gestatte und
ermuntere der Islam dazu, gute Freundschaften zu dem „Volk des Buches“ (das
sind Juden und Christen) zu haben. Mit ihnen gemeinsam zu essen und zu trinken
und das Herstellen familiärer Bindungen durch das Heiraten ihrer Frauen könne
diese guten Beziehungen aufrecht erhalten. Juden und Christen seien
nicht-moslemische Freunde der Moslems.
Wenn es also heißt, dass der Koran es Moslems verbiete, sich Christen
und Juden zu Freunden zu nehmen, bedeute dies lediglich, dass Juden und
Christen nicht Teil des Islam sind. Sie könnten nicht die Freunde der
Islam-Gläubigen sein, doch sie sollten als nicht-moslemische Freunde akzeptiert
werden.
Der mit „Freunde“ übersetzte Begriff lautet „Auliya“ stammt nach Abbas
von dem arabischen Wort „Wali“ ab. Wali bedeutet „Freund“ in dem Maße, dass er
Schützer und Helfer des anderen ist. Dieses Wort würde auch die Bedeutung
„Wächter“ haben.
So bedeute der oben angeführte Vers nur, dass die Moslems nicht Juden
und Christen als ihre Wächter fungieren lassen sollen.
Zur Verdeutlichung zitiert Abbas einen weiteren Vers aus dem Koran, den
ich wieder aus der Heyne-Übersetzung zitiere:
„Eure Freunde sind einzig Allah und sein Gesandter und die Gläubigen,
die das Gebet verrichten und die Zäkat zahlen und Gott allein anbeten.“[15]
In diesem Vers liegt der Übersetzung „Freunde“ der Begriff „Wali“
zugrunde. Christen und Juden könnten nach Abbas also durchaus „nichtgläubige
Freunde“ sein.
Das Paradoxon und die Hoffnung auf
Frieden in Nahost
Mein Freund und Autorenkollege muslimischen
Glaubens Ferhat Talayhan teilte mir mit, dass es nichts
Besonderes sei, dass die Kinder Israels im Koran eine Sonderstellung hätten und
wies mich darauf hin, dass Moslems in Ausnahmefällen Fleisch essen dürfen, das
von Christen und Juden geschlachtet wurde, da ja der gleiche Gott angebetet
würde. Es gäbe auch zahlreiche Beispiele, in denen Juden und Muslime sich
gegenseitig Asyl gewährt hätten. Seiner Meinung nach habe der ganze Hass erst
mit dem modernen Einzug der Juden ins heutige Israel begonnen.
Aber genau das ist ja das Paradoxe: Der Hass auf die Juden begann, als
eine durch Mohammed niedergeschriebene Prophezeiung sich erfüllte, als die
Kinder Israel, wie im Koran vorhergesagt, wieder ins Land Israel einzogen! Man
begann, den modernen Staat Israel zu ächten und zu bekämpfen, obwohl nach dem
Koran Allah selbst es war, der diesen Staat ins Leben rief!
Nachdem es so viele (teils überraschende) Gemeinsamkeiten zwischen
Moslems, Juden und Christen gibt, besteht die Hoffnung, dass es eines Tages
doch noch Frieden im Nahen Osten geben könnte, dass Israel in Frieden mit
seinen Nachbarn lebt und gemeinsam Großes erreicht wird und, dass jeder die
Religion des anderen achtet.
Abschließend muss deutlich gesagt werden, dass der Prophet Mohammed,
der Begründer des Islam, mit Sicherheit kein Islamist war, wie die Terroristen
muslimischen Glaubens heute genannt werden. Vielmehr war er nach der eingangs
zitierten Koranstelle zu urteilen – und das ist das eigentlich Überraschende –
Zionist!
Verwendete Literatur:
Abbas, Zia Muhammad: Israel. Lincoln, Nebraska 2007.
Der Koran. Übersetzung
von Max Henning. Stuttgart 1991
Der Koran. Vollständige Ausgabe. („Heyne-Koran“) Übersetzt unter der Leitung von Hazrat
Mirza Tahir Amad, Imam und Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Yamaat, München 2003.
Das Buch zum Thema:
Roland M. Horn:
Apokalyptische Endzeit
Leben wir in der Zeit der letzten
Verheißung?
ISBN 978-3-89094-622-1
160 Druckseiten, Softcover, Format DIN-A5
Preis: 19,95 €
Anmerkungen: