Rudi Assauer und ich – der etwas andere Nachruf
Schon, als ich die Berichterstattung über die Beerdigung der
Schalke-Ikone Rudi Assauer nur las,
lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, und ich bekam Gänsehaut. Ich
bekomme sehr selten Gänsehaut. Selbst dann nicht, wenn Dieter Bohler in seiner
Eigenschaft als Chefjuror bei "Deutschland sucht den Superstar" welche bekommt
– und das ist eigentlich sehr oft der Fall.
Dabei war ich nicht immer ein Fan von Stumpen-Rudi – eine
Zeitlang war sogar eher das Gegenteil der Fall. Nachdem mein Torwart-Idol
Norbert Nigbur von Assauer in dessen erster Amtszeit "eiskalt" nach ein paar
schlechten Spielen abserviert wurde, war ich als pubertärer Schalke-Fan
entrüstet. Als Assauer danach aber auch noch den stets gut gelaunten Charlie
Neumann als Fanbetreuer feuerte, war für mich das Maß voll – ich "konvertierte"
aus Protest zu Werder Bremen und lief in der nächsten Zeit stolz mit einer für
die damalige Zeit typischen Fransen-Umhängetasche mit Werder Bremen-Logo durch
die Gegend.
Erst als Assauers erste Amtszeit zu
Ende war und mein
Präsidenten-Idol Günter "Oskar" Siebert wieder Präsident auf Schalke
wurde, "konvertierte" ich zurück zu Schalke – dessen Fan ich im Herzen
eigentlich
immer war und geblieben bin.
Als später Günter Eichberg Präsident von Schalke war und als
letzte Handlung vor seinem Abtritt Assauer als Manager zurückholte, war ich
geschockt – aber ich war zu jener Zeit schon etwas gereift und nicht so auf
einzelne Spieler fixiert, wie dass in meiner Pubertätszeit der Fall war, und so
kam ich auch gar nicht mehr auf den Gedanken, Schalke "offiziell" wieder den
Rücken zu kehren.
Und dann erlebte ich eine Überraschung: Assauer konnte zwei
Minuspunkte, die Schalke vom DFB für die anstehende Saison auferlegt worden
waren, wegverhandeln und kam jetzt auch mit Charlie Neumann, der mittlerweile
wieder Mannschaftsbetreuer auf Schalke war, nicht nur klar, sondern die beiden waren
ein Herz und eine Seele. Ich staunte nicht schlecht; und als Rudi dann noch
die marode Finanzpolitik auf Schalke in den Griff bekam, aufgrund dessen er
sogar, zusammen mit Huub Stevens als Trainer, Transfers hinlege, die einschlugen
wie eine Bombe. Ebbe Sand, Emile Mpenza und Jörg Böhme standen nun für einen
fußballerischen Stil, den man auf Schalke lange nicht mehr gesehen hatte.
Daraus resultierte der UEFA-Cup-Sieg im Jahr 1997. Die Eurofighter waren
geboren. Und Assauer war vielleicht derjenige, der den meisten Anteil daran
hatte. Ich konnte nicht anders als zum Assauer-Fan zu mutieren.
Nach seinem Tod bedauere ich sehr, dass
es mir nicht vergönnt war, Assauer persönlich kennenlernen zu dürfen.
Stumpen-Rudi war eine der größten und schillerndsten
Persönlichkeiten, die es jemals auf Schalke gab. Und in diesem Moment,
in dem
ich diesen Satz schreibe, läuft mir schon wieder ein Schauer den Rücken
herunter, und ich bekomme Gänsehaut.
Mach et juut, Rudi!
Roland M. Horn